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d e sattler    zur kunst der fuge


                                      dasz alle stimmen darinnen durchgehends singen  und die
                                      eine mit so vieler staerke  als die andern  ausgearbeitet ist
                                      faellt einem jeden kunstverstaendigen sogleich in die augen

                                                                                    friedrich wilhelm marpurg 1752


1
das 1750 vollendete und nicht letzte werk johann sebatian bachs ist schluszstein der psalter-komposition, die um 1739 mit den vier im dritten teil der klavieruebung enthaltenen duetten begann; entsprechend der ueberkonfessionellen konzeption dieser sammlung  – namhaft in den beiden mittig angeordneten choralbearbeitungen ›wir glauben all an einen gott‹ – vertritt diese kleine ihrer von den choralbearbeitungen abweichenden form nach befremdende gruppe das element des juedischen glaubens; das ganze wird umschlossen vom auseinander gerueckten praeludium und fuge es-dur  das als neunzehntes der fuenfunddreiszig freien orgelwerke zur vermutlich schon in weimar abgeschlossenen apokalypse-vertonung gehoert; es setzt ein mit dem beginn des eschatologischen geschehens in off XII,1 ›und es erhub sich ein streit…‹ und verweist damit auf den zeitort des eigenen werks und seinen verborgenen hoffnungsgehalt

2
fuer die vier duette waehlte bach die psalmen XLIII ›richte mich gott‹  CXIX ›wohl denen die ohn wandel leben‹  XC ›herr gott du bist unser zuflucht fuer und fuer‹ und CX ›der herr sprach zu meinem herrn‹; nach art der ›vier complexionen‹ oder ›elemente‹ stehen sie fuer die grundtoene der psalmgesaenge – die bedraengte oder befreite stimme des bitten loben und dankens  die betrachtende der gesetzefreude   die priesterliche  ›nach der weise melkisedek‹ oder mose – und die prophetische desjenigen psalms  an dessen ende das zeichen des baches erscheint; nur dieser eine wurde am schlusz der ›kunst der fuge‹ per augmentationem ein zweites mal komponiert; die anderen drei stehen in der dann folgenden gesamtkomposition an ihrem bezifferten ort

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